Start-up „chaanz“ : Mit der Dating-App in die „Höhle der Löwen"
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Herzensangelegenheit: Marwin Grundel zeigt seine App „chaanz“. Bild: Marcus Kaufhold
Bei „chaanz“ wird nicht lang gechattet, wer sich interessant findet, trifft sich schon Minuten später. Mit ihrer Dating-App will das hessische Start-up in der „Höhle des Löwen" überzeugen.
Das Logo der Dating-App „chaanz“ zeigt zwei Herzen verknüpft durch das Standort-Symbol, und man könnte das leicht für ein weiteres Versprechen halten, einsame Herzen zusammenzubringen. Auf den ersten Blick funktioniert die App wie die Konkurrenz: Der Nutzer erstellt ein Profil, lädt Bilder dazu hoch und – darauf legen die Entwickler der App viel Wert – auch eine kurze Sprachnachricht. Die Software schlägt daraufhin vermeintlich passende Partner vor.
Die Dating-Paare sitzen allerdings nicht kilometerweit entfernt jeder auf seiner Couch, sondern sind ganz in der Nähe. Das ist die Idee der aus Dreieich stammenden Gründer hinter „chaanz“, mit der sie jüngst auch die Investoren der beliebten Start-up-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ überzeugen wollten: Die App verspricht ein „Real-Life-Match“, das heißt, wer jemanden interessant findet, trifft ihn gleich im echten Leben. Dafür sucht die Software nur in einem bestimmten Entfernungsradius und informiert Nutzer über eine Push-Nachricht, wenn sich in ihrer Nähe passende Personen aufhalten. Erst danach können diese das Profil des anderen sehen und haben nur fünf Minuten Zeit, um sich für ein Treffen zu entscheiden. Sind sich beide einig, öffnet sich eine Landkarte, die App schlägt entsprechend dem Profil auch Cafés und Bars als mögliche Treffpunkte vor.
Ehrlicher und schneller
Ob das klappt, können Singles von Ende Juli an testen, dann soll die App auf den Markt kommen. Ob Investoren die Idee interessant finden, ist am Montagabend zu erfahren, wenn um 20.15 Uhr die Vorstellung der jungen Hessen in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf dem Sender Vox ausgestrahlt wird. Erhofft haben sich die drei Gründer Marwin Grundel, Jakob Hubloher und Nino Reiter 125.000 Euro im Austausch gegen 30 Prozent der Firmenanteile.
Das entspricht einer Firmenbewertung von 416.667 Euro für das Unternehmen, dass die drei erst Anfang April offiziell als UG haben eintragen lassen. Da die App noch keine Nutzer habe, seien „30 Prozent der Firmenanteile angebracht“, sagt Grundel. Das Besondere bei „chaanz“ sei, dass erste Treffen schnell zustande kämen. Das „Profil-swipen“ in anderen Apps sei sehr oberflächlich und würde Nutzer bei der Masse an Gesichtern abstumpfen lassen. „Das ist psychologisch gar nicht so gesund“, sagt der 25 Jahre alte Ko-Gründer. Bei der Entwicklung ihrer App hätten sie auch mit der Paarforscherin und Wirtschaftspsychologin Wera Aretz von der Hochschule Fresenius zusammengearbeitet. Durch ein zeitnahes erstes Treffen solle einer Online-Identitätsbildung entgegengewirkt werden. Wenn Singles erst mal lange hin- und herchatten, statt sich zu verabreden, neigten viele dazu, Eigenschaften vorzugeben, die sie nicht erfüllten – und damit in der Vorstellung des anderen zu einem Ideal zu werden. Deshalb würden so viele über App vereinbarte Dates scheitern, sagt Grundel.
Drei Euro für ein Date
Die Idee für ihre App sei vor zweieinhalb Jahren in einer Bar entstanden. Die beiden Freunde Marwin Grundel und Jakob Hubloher überlegten, wen sie ansprechen sollten und wie hilfreich es doch wäre, wären in dem Lokal alle Singles, die Interesse an einem Date hätten und die passende Eigenschaften mitbrächten, auf einen Blick erkennbar. Als ein halbes Jahr später der 37 Jahre alte Informatiker Nino Reiter zu den Freunden stieß, konnte die Programmierarbeit beginnen.
Verdienen wollen die Gründer an den Gebühren, die sie für jeden Date berechnen wollen. Nach einer unentgeltlichen Testphase werden für jedes vereinbarte Treffen 2,99 Euro fällig. Die App soll hauptsächlich an Orten von Nutzen sein, an denen viele junge Leute zusammenkommen, wie etwa auf Festivals und an Universitäten. Seit der vergangenen Woche sind die Voranmeldungen für die App möglich, 600 Personen haben sich bereits angemeldet.