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Deutscher Fernsehsender : Problemsender ProSiebenSat.1

Die „Playout“-Zentrale der ProSiebenSat.1 Media AG in Unterföhring Bild: Picture Alliance

Den Rauswurf aus dem M-Dax ist der ProSiebenSat.1 Media SE gerade noch einmal erspart geblieben. Aber es ist ein insgesamt verstörendes Bild, das der Münchner Medienkonzern derzeit in alle Welt sendet.

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          Der Rauswurf aus dem M-Dax ist der ProSiebenSat.1 Media SE gerade noch einmal erspart geblieben. Aber das im Zahlenwerk des börsennotierten Medienkonzerns einiges im Argen liegt, ist offensichtlich. Seit zwei Monaten untersucht die Aufsichtsbehörde Bafin das dubiose Gutscheingeschäft der Tochtergesellschaft Jochen Schweizer MyDays und die undurchsichtigen Vorgänge dort haben jetzt sogar die Münchner Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen.

          Und dass der ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat den Finanzvorstand austauscht macht das Chaos perfekt. Vorstandschef Bert Habets, erst seit einem halben Jahr im Amt, ist an all dem schuldlos, so viel lässt sich sagen. Er hat ein schweres Erbe angetreten und muss nun die Altlasten seines Vorgängers bereinigen. Der Stellenabbau, den Habets für die 7900 Beschäftigten angekündigt hat, dürfte erst der Anfang sein.

          Dabei sind die Umstände für das große Aufräumen bei ProSiebenSat.1 denkbar schlecht. Das Stammgeschäft mit dem frei empfangbaren Fernsehen steht vor einem Umbruch. Die einst sprudelnden Werbeeinnahmen gehen zurück, viele jüngere Zuschauer schalten ab und wenden sich den amerikanischen Streamingplattformen zu.

          Dass ProSiebenSat.1 mehr Inhalte für die eigene Plattform Joyn produzieren will, ist zwar folgerichtig, dürfte aber nicht den großen Durchbruch in Deutschland bringen, so lange ARD und ZDF sowie der private Wettbewerber RTL weiter eigene Streaming-Pläne verfolgen. Zu allem Überfluss träumt der von der Familie Berlusconi gesteuerte Großaktionär Media for Europe noch immer den Traum von der Schaffung eines europäischen Medienriesens.

          Eine Übernahme durch die Italiener mit einem Rechtspopulisten wie Silvio Berlusconi an der Spitze ließe Zweifel aufkommen an der gesellschaftlich gewünschten Staatsferne des Fernsehprogramms hierzulande. So weit ist es jetzt noch nicht. Aber es ist ein insgesamt verstörendes Bild, das der Münchner Medienkonzern derzeit in alle Welt sendet.

          Henning Peitsmeier
          Wirtschaftskorrespondent in München.

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