HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, JÜRGEN KAUBE, CARSTEN KNOP, BERTHOLD KOHLER


Leipziger Linksextreme zu Haftstrafen verurteilt

Schuster: Weitere Straftäter vor Gericht bringen / Ausschreitungen angekündigt

Das Oberlandesgericht Dresden hat am Mittwoch die Hauptangeklagte Lina E. in dem Prozess gegen vier Linksextremisten zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Drei Männer im Alter zwischen 28 und 37 Jahren wurden ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Hauptangeklagte Lina E. kommt nach zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft bis zur Rechtskraft des Urteils unter Auflagen auf freien Fuß.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten in unterschiedlicher Zusammensetzung Mitglieder einer kriminellen Vereinigung waren oder diese unterstützt haben. Ihr Ziel sei es gewesen, Rechtsextreme und solche, die sie dafür hielten, so zu verletzen, dass diese von ihrer Gesinnung abließen.

Lina E. sowie zwei Mitangeklagte wurden darüber hinaus wegen schwerer Körperverletzung, ein weiterer Angeklagter wegen Beihilfe dazu verurteilt. Darüber hinaus flossen auch Sachbeschädigung, Diebstahl, Urkundenfälschung und Nötigung, an denen die Angeklagten in unterschiedlicher Intensität beteiligt waren, in die Urteile ein. In der zum Teil von Tumult begleiteten Urteilsverkündung sagte der Vorsitzende Richter, Hans Schlüter-Staats, dass es zwar ehrenwert sei, gegen Rechtsextremismus zu kämpfen. Doch habe „aus sehr guten Gründen“ ausschließlich der Staat das Gewaltmonopol.

Die linksextreme Szene hat nach dem Urteil zu Demonstrationen in Dresden und Chemnitz aufgerufen. Für Samstag wurde zudem bundesweit zu einer „Tag-X-Demo“ in Leipzig mobilisiert. Über eine einschlägige Internetseite wurde angekündigt, für jedes Jahr Freiheitsstrafe eine Million Euro an Sachschaden zu verursachen.

Die Polizei in Leipzig bereitet sich auf einen Großeinsatz vor. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sagte der F.A.Z., die Behörden rechneten mit der Anreise „sehr gewaltbereiter Aktivisten und Extremisten“ aus ganz Deutschland. Das Urteil wiederum habe eine starke Signalwirkung und zeige, dass linksex­tremistische Gewalt nicht toleriert werde, sagte Schuster. Die Verhandlung habe zudem ergeben, dass die Verurteilten nicht allein gehandelt hätten. Man werden weiter ermitteln und sei zuversichtlich, weitere Straftäter vor Gericht bringen zu können“.

Russland muss vier Konsulate schließen

Reaktion auf Moskaus Beschränkung für deutsche Staatsbedienstete

Nachdem Russland Beschränkungen für deutsche Staatsbedienstete bekannt gegeben hat, müssen vier russische Generalkonsulate in Deutschland schließen. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin mit. Die Bundesregierung habe entschieden, „die Zustimmung zum Betrieb von vier der fünf in Deutschland betriebenen russischen Generalkonsulate zu entziehen“. Russland werde weiter gestattet, dessen Botschaft in Berlin zu unterhalten und ein Generalkonsulat. Die anderen müssten bis zum Ende des Jahres geschlossen werden. Bislang unterhält Russland Generalkonsulate in Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Bonn und München.

Russland hatte zuvor der Bundesregierung mitgeteilt, dass viele deutsche Staatsbedienstete das Land verlassen müssten, weil man eine Obergrenze eingeführt habe, die von Anfang Juni an gilt. Die „deutsche Gesamtpräsenz“ in Russland werde damit auf 350 Menschen be­grenzt, teilte der Sprecher des Auswärtigen Amtes mit. Dies betreffe sowohl di­plomatisches Personal in der Botschaft und den Generalkonsulaten als auch so­genannte Kulturmittler, also etwa Be­schäftigte an deutschen Schulen und Goethe-Instituten. Moskau sei damit „einen Schritt der Eskalation gegangen“, äußerte der Sprecher. „Es ist das Verhalten der russischen Seite, das uns in diese Situation gebracht hat.“

Zwar wollte das Auswärtige Amt nicht mitteilen, wie hoch die Zahl der deutschen Staatsbediensteten in Russland ist. Jedoch sagte der Sprecher, die von Russland gewählte Beschränkung führe zu der Notwendigkeit, „sehr massiv“ in die bestehenden Personalstrukturen an den deutschen Vertretungen einzugreifen. Deutschland wird daher seine Konsulate in Königsberg, Jekaterinburg und Nowosibirsk schließen.

Der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrich Lechte, begrüßte den Schritt der Bundesregierung: „Das ist eine klare und konsequente Entscheidung.“ Mit der zahlenmäßigen Begrenzung der deutschen Diplomaten seitens Russland sei der diplomatische Betrieb nicht mehr aufrechtzuerhalten. „Gleichzeitig darf eine solche Aktion auch unsererseits nicht unbeantwortet bleiben.“

EVG droht mit neuen Streiks im Zugverkehr

Verhandlungsrunde gescheitert / EVG fordert weiterhin Sockelbetrag

Bahnkunden müssen sich in der nächsten Woche auf weitere Warnstreiks im Nah- und Fernverkehr einstellen. Die Deutsche Bahn hat in der Nacht zum Mittwoch die lang erwarteten Tarifverhandlungen mit der Eisenbahnergewerkschaft EVG abgesagt. Zuvor hatte die Gewerkschaft auch das dritte Angebot des bundeseigenen Unternehmens als unzureichend abgelehnt und weitere Verbesserungen gefordert. Tarifverhandlungen seien unter diesen Umständen sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewege, kritisierte der DB-Personalvorstand Martin Seiler in einer Pressemitteilung kurz nach Mitternacht. Die EVG zeigte sich nach dem Abbruch der Verhandlungen fassungslos und drohte mit einem neuen Warnstreik. Dieser sei nun unausweichlich geworden, sagte der EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Anlass für Streit bieten noch immer die unteren Lohngruppen. Nachdem die Frage des Mindestlohns aus dem Weg geräumt worden ist, fordert die EVG weiter einen Sockelbeitrag von 650 Euro im Monat, von dem die unteren Gehaltsklassen überproportional profitieren. Statt eines Festbetrages bietet der Konzern eine Gehaltssteigerung von bis zu zwölf Prozent.


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